
Voitelsbrunn
48° 47′ N, 16° 42′ O
Sedlec
Nikolsburg
Geschichte
Urkundlich erstmals 1298, seit 1332 zur Herrschaft Nikolsburg der Liechtenstein gehörig, verkauft 1560. Wiedertäufer kommen 1545, erbauen 1557 ein Gemeindehaus, unterhalten drei Brüderhöfe, 1591 ausgewiesen. Im Urbar von 1560 nur deutsche Namen. Rekatholisierung durch Adam von Dietrichstein. Schwefelquelle 1680 von den Dietrichstein erworben, ausgebaut, 1770 erweitert zum fürstlichen Badhaus. Während des 30jähr. Krieges durch die Scharen Bethlen Gabors verwüstet, die Kirche verödet, noch 1672 in traurigem Zustand. Für 1671 ist erstmals von Schulunterricht die Rede, Rathaus, Schenke, Pfarrers wohnung und Schule sind in einem Haus, 1676 kauft die Gemeinde den Freihof, nur der Pfarrer bleibt im alten Haus. 1748 wird eine Schule im Hof des Freihauses gebaut, 1811 eine größere daneben. 1672 ist das Schwefelbad in Ge brauch, wird erneuert und vergrößert. 1833 zerstört ein Großbrand 32 Häuser, 1866 fordert die Cholera 60 Tote. 1872 fährt der erste Zug auf der Strecke. 1914-18 fallen 36 Mann. In der Nacht des 15./16. Dezember 1918 von Tschechen besetzt, Bahnstation bis zur Grenzverlegung 1921 öfterreichisch. 1924 gründen Tschechen beim Bahnhof eine Kolonie mit zwei Bauernhöfen und Wohneinheiten, auch für Grenzposten mit Familien, Postbeamten, dazu tschechische Schule und Kindergarten. Im Meierhof wohnen die tschechischen Arbeiter, daneben im Haidhof. Ab 1936 Bunkerbau in drei gestaffelten Reihen. Am 8. Oktober 1938 Einmarsch der Wehrmacht. Im Krieg fallen 37 Mann, 22 bleiben vermißt. Am 15. April 1945 ergeht der Räumungsbefehl an die Zivilbevölkerung, in der Nacht vom 21. zum 22. dringen Rotarmisten ein, zwei Personen werden von ihnen getötet, nur wenige Frauen und Mädchen entgehen der Vergewaltigung. Die Tschechen verschleppen zahlreiche Frauen zur Zwangsarbeit, erschießen einen Heimkehrer beim Grenzübertritt. Drei Männer gehen in der Verschleppung zugrunde. Im Krieg fallen 59 Mann.
Brauchtum: Kirchweih am Sonntag nach St. Vitus, 15. 6., ab 1880er Jahre am 15. 8., erster Sonntag nach Mariae Himmelfahrt.
Bezirk, Gericht Nikolsburg
2037 ha (1468 bis 1921, 2168 bis 1925) 179 m ü.d.M.
Im Norden erhebt sich der Wolfswald (304 m) mit dem Hohen Eck (308 m), im Süden der Nikolsburger Straße liegen Muschelberg (240 m), Altenberg (253 m) und Brünndelberg (252 m).
Flurnamen
Altenberge, Bründesberg, Mitterliß
Oberes Lehenfeld, darin Roßweide, Steinbruch, Boddingwiese, Vordere und Hintere Weingartenackerln, Mühläcker, Obenfuhr; Unteres Lehenfeld, Lehmgrube, Mitterberg, Schubertheger, Krautgartenäcker, Lußfeld, Runzenfeld = Steinberge und Runsacker; Totenhengst, Lempersberg, Alte Weingärten, Sonnenschein, Obenfuhr, Wachshübel, Breite Weingärten; Hirschgruben, Kalaäcker, Schmallissel, Tennesberg
Steindammteich, “Nimmersatt” 364 ha, entstanden 1572 durch Dammbau und Vereinigung mit dem Sauteich; alle zwei Jahre abgefischt: 2400 bis 2700 dz Karpfen. Mitterteich 1593 angelegt.
Straßen
Nikolsburger, Feldsberger, Hohe-Eck-Straße (1912/14)
Baudenkmäler, Einrichtungen
Pfarrkirche St. Vitus/Veit, ursprünglich Wehrkirche, bis ca. 1700 St. Ulrich, Langhaus ca. 1300, erneuert 2. Hälfte 16. Jh., 1582 neu geweiht; Taufbrunnen 1585, renoviert 1923; Sterbeglocke (älteste), große Glocke 1842 (442 kg), kleinere 1883 (168 kg), beide 1914-18 abgeliefert und 1944, dazwischen Ersatz 1921 und 1935 (drei bessere)
Pfarrhof 1793
Hl. Johannes von Nepomuk 1657
Friedhof außerhalb
Kriegerdenkmal 1923
Volksschule, seit 1672 Unterricht im Gemeindehaus; einklassiges Schulhaus 1748 im Hof des Rathauses, 1807 Neubau, 1881 zweiklassig; 1892 Neubau an der Straße, dreiklassig mit Turnsaal, Bücherei;
Kindergarten, 1939, in der alten Schule
Armenhaus
Gemeindehaus 1574, ab 1676 Pfarrhaus, Rathaus 1910
Badhaus 1362 urkundlich, Schwefelquelle, 1680 von den Dietrichstein erworben, ausgebaut, um 1780 erweitert zum fürstlichen Badhaus.
Bahnhof 1870
Postamt,1892, Neubau mit Wohnung 1931, Fernsprecher 1927
Elektrifizierung 1927
Gewerbe
Lehteich- oder Leh- oder Perz-Mühle, 1925 abgebrannt, 1926 Neubau
Molkerei
Meierhof 1729
Heidhof 1920
2 Zehentkeller vor 1770
144 bäuerliche Betriebe, 16 Gewerbetreibende
4 Greißler Fleischhauer 2 Bäcker 3 Schmiede,
Gemeindeschmied 3 Tischler 4 Wagner Sattler
5 Schuhmacher 2 Dachdecker 2 Faßbinder 2 Friseure
6 Schneider 8 Schneiderinnen Hebamme
Vereine, Genossenschaften
Kirchenchor, Musikkapelle 1870/71
Freiwillige Feuerwehr 1892
k.u.k. Militär-Veteranenverein 1901
Gesangverein “Eintracht” um 1900
Turnverein 1911
Christlicher Jugendbund 1911
Kulturverband um 1920
Landwirtschaftliche Genossenschaft
Raiffeisengenossenschaft 1892
Molkereigenossenschaft 1928