
Kleinseelowitz
48° 59' N, 16° 24' O
Želovice
Znaim
Geschichte
Erstmals urkundlich erwähnt 1321, Anfang 14.Jh. zum Gut Wolframitz gehörig, 1321 an Heinrich I. von Lipa, vor allem von Wiedertäufern aufgebaut, gelangt 1627 als Geschenk Kaiser Ferdinands an das Jesuitenkolleg in Znaim. Noch 1674 sind von 30 Höfen nur 5 bewirtschaftet. Mit dem 19.Jh. setzt der Aufschwung ein, bis 1848 ist der Ort mit Babitz, Lidmeritz und Wolframitz zu einer Gemeinde zusammengeschlossen. Im I.Weltkrieg werden Eduard Melkus mit der Goldenen und die Brüder Georg und Viktor Frey mit der Silbernen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet, acht Mann fallen. Nach 1918 kommt es zum wirtschaftlichen Rückschlag, der Anschluß 1938 bringt eine große Belebung.
Das Vereinshaus bildet ab 1922 den kulturellen Mittelpunkt für Wolframitz, Babitz, Lidmeritz und Gubschitz, auch für Theater und Film und für den Gesangsverein, der in Wolframitz über keine Räumlichkeiten verfügt und deshalb aufgelöst wird. Zwei Musterbetriebe bilden Lehrlinge aus und bieten Kurse.
Im II.Weltkrieg fallen 18 Mann. Die Deutschen werden 1946 mit 30kg Gepäck ausgetrieben, erstmals Anfang Februar vom Bahnhof Mißlitz nach Oberfranken und Oberbayern, Mitte März in die Gegend um Augsburg, zuletzt Anfang Juni – auch mit den zu Zwangsarbeit Verschleppten – nach Seckach in Nordbaden, von dort in die umliegenden Gemeinden.
Seltsame Begebenheit
An einem Sonntagnachmittag im Monat August wollen die Buben, wie üblich, auf den Mißkogel bei Wolframitz gehen, wo sie gerne spielen. Sie werden am Weitergehen auf dem Weg von einer Horde tschechischer Jugendlicher aus Bochtitz und Wedrowitz gehindert, die dabei ausrufen: „Hoch Rußland! Nieder mit Österreich! Es lebe Sarajewo!“ Am darauffolgenden Sonntag sind die Gruppen verstärkt, die Wolframitzer können sich durchsetzen. Am dritten Sonntag tauchen noch mehr Tschechen auf, alle Zugänge sind jetzt versperrt. Es kommt zu tätlichen Auseinandersetzungen, Blut fließt. Einige Sonntage später erfolgt das Ende der Auseinandersetzungen, als drei Gendarmen erscheinen und die gut zwei Kilometer lange Kampffront auflösen. Man hat ihnen gemeldet, daß auf tschechischer Seite von einer Schußwaffe Gebrauch gemacht worden war. Ein bekannter tschechischer Wilderer soll geschossen haben.
Matriken seit 1680 (bei Wolframitz).
Literatur:
Siehe Wolframitz
Bezirk und Gericht Mährisch-Kromau
Straßendorf 349 ha, 210 m ü.d.M.
Flurnamen: Bäumeln, Sechs Lehen, Kleine und Große Pschitzka, Untere, Mittlere und Obere Lehen, Mittleres und Oberes Halblahn, bei der Martersäule, hinter der hinteren Hutwiese, Aulehln.
Parallel: Sahunek, Große Gartel, Kleine Gartel, Halbe Gwandten, Bergried, Große Holegla, Kleine Holegla, Häuselzipf, Spitz.
Bodennutzung: Gerste, Hafer, Weizen, Roggen, Hirse, Kleesamen, Mohn, Zuckerrüben, Futterrüben, Kartoffeln, Futtermais, Körnermais, Paradeiser, Erbsen, Gurken, Kürbisse.
Jagd: Rebhühner, Hasen, Fasane.
Straßen, Plätze: Oberort, Mittelort, Unterort, Hintere Zeile, Straße (alle mit Schotterdecke) nach Frainspitz, nach Babitz, nach Lidmeritz, nach Wolframitz, nach Bochtitz, Feldweg nach Aschmeritz.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Glockenturm, 1848 (Pfarrei Wolframitz), mit Gefallenen-Gedenktafel, von den Tschechen 1945 zerstört.
Marterl, 1518, gotisch, mit vier Heiligen.
Steinkreuz, 18.Jh., bei der Mühle, von den Tschechen 1945 zerstört.
Eisernes Kreuz
Vereinshaus, 1922, Theateraufführungen ab 1923 („Rosa von Tannenburg“).
Armenhaus, vor 1914.
Post, Telephon, Bahnstation, Gendarmerie in Wolframitz.
Omnibus- und Lastwagenfuhrbetrieb, 1930 (nach Znaim, Mährisch Kromau, Pohrlitz, Mißlitz und Brünn).
Elektrifizierung, 1928.
Schule: Besuch in Wolframitz.
1
Gewerbe:
Mühle (schon im Mittelalter bestehend), Ziegelei
Straßenwirtshaus an der Reichsstraße, 1,5 km außerhalb, ehedem Pferde-Umspannstation.
Bus/Lastwagenunternehmer, Kaufmann, Bäcker, Schmied, Schneider, 2 Schneiderinnen, Schuster, 2 Gasthäuser.
Vereine:
Milch- und Raiffeisengenossenschaft mit Babitz und Lidmeritz.
Gesangsverein Wolframitz und Umgebung, 1910.
Deutscher Kulturverband, 1919, davor Deutscher Schulverein.
Bund der Deutschen, vorher Südmährerbund.
Turnverein „Heimat“, 1922 (1912 in Wolframitz gegründet).