
Höflein an der Thaya
48° 45′ N, 16° 23′ O
Hevlín
Znaim
Geschichte
Urkundlich genannt 1282; Besitz der Landesherren, zwischen 1400 und 1524 verschiedene Besitzer, dann zur Herrschaft Grusbach gehörig. 1524 gelangt Höflein mit der Herrschaft Grusbach an Johannes von Pernstein, 1623 an Seifried Christoph von Breuner (Herrschaft Staatz), 1578 hat der Ort einen protestantischen Pfarrer. Im 30jährigen Krieg stark mitgenommen, das benachbarte Anschau verödet, Koppenhof und Rohrhof gehen unter. 1668 an den Reichsgrafen von Althan, 1799 im Erbgang an Anna Gräfin von Hardegg. 1809 plündern die Franzosen. Die Thayaregulierung bedeutet 1831 das Ende der Teichwirtschaft, die Fruchtbarkeit gewinnt. 1832 fordert die Cholera 54 Opfer, 1855 sind es 120, die Gemeinde gelobt eine Prozession zu Mariä Himmelfahrt, 1893 ist sie bereits vergessen und wird von Pfarrern erneuert, findet aber nach 1938 nicht mehr statt. 1842 erbt eine mit dem Grafen Khuen-Belasy Verehelichte. 1855/56 wüten mehrere Brände, bis zum Bau der Frainer Staumauer gibt es immer wieder Überschwemmungen. Seit 1870 an der Staatsbahnlinie Wien-Brünn. Im I.Weltkrieg fallen 83 Mann.
Am 16.Dezember 1918 wird Höflein von tschechischem Militär besetzt, am 12.Jänner 1919 ruft Kreishauptmann Oskar Teufel zwei Gemeindevertreter, Bürgermeister Josef Berger und Reichsratsabgeordneter Josef Brunner, zu einer Protestkundgebung nach Retz, eine Erklärung, die den Anschluß an Österreich fordert, soll den Vertretern der Siegermächte in Paris vorgelegt werden.
Zu Silvester werden Theaterstücke vom Gesangverein einstudiert, darunter Operetten wie „Die Winzerliesl“, „Das Kräuterlenerl“. Am 12.September 1938 wird das Standrecht verkündet, am 24. erfolgt die Generalmobilmachung, die Thayabrücken werden zur Sprengung vorbereitet, alle Pferde und Radios müssen abgegeben werden. Am 8.Oktober marschiert die Wehrmacht ein. Absatz durch Markt Wien gesichert. Im II.Weltkrieg fallen 91 Mann, 50 bleiben vermißt. Neun Ortsbewohner kommen durch den Krieg in der Heimat um.
Am 8.Mai 1945 dringen um 12 Uhr die Sowjets in den Ort ein, wenige Tage später tschechisches Militär. Am 19.Mai werden mehrere Männer und Frauen ins Lager von Znaim gebracht. Zwei Männer und eine Frau, die einen Rotarmisten beim Plündern stören, werden erschossen. Eine Frau, die ihrem Mann Essen ins Lager bringt, wird beschuldigt, eine Handgranate eingeschmuggelt zu haben, und derart mißhandelt, daß sie stirbt.
Am 15.August wird um 20 Uhr ausgetrommelt, daß alle Deutschen zur Säuberung der Tschechei den Ort verlassen müssen, erlaubt sind 60kg Gepäck. In Österreich bleiben 641 Personen, nach Westdeutschland gelangen 1358.
Brauchtum:
Fasching mit drei Tagen Tanz, Oster- und Pfingstmusik, Erntefest Ende Juli, Rekrutenmusik, Kathreintanz, Silvester; Bälle der Vereine.
Am Faschingsdienstag ziehen die Burschen durchs Dorf und fordern bei den Bessergestellten, insbesondere bei den Familien mit ledigen Töchtern, ihren Faschingszoll: Eier, Geselchtes, Faschingskrapfen und anderes Nahrhaftes.
Osterreiten über die Fluren mit Pfarrer und Prozessionskreuz am Ostermontag.
Kirtag am Sonntag nach Mariä Himmelfahrt (15.August).
3 Jahrmärkte, Wochenmarkt.
Matriken seit 1670.
Bedeutend:
Prälat Univ.-Prof.Dr.Karl Hörmann, (geb.23.1.1915 in Höflein, †19.9.2004), Prof. der Moraltheologie in Wien; 1966/67 Rektor der Universität Wien, 1963/64 und 1972/73 Dekan der theolog. Fakultät. Veröffentlichte eine Reihe heimatgeschichtlicher Darstellungen (s.u.).
Literatur:
Jirikowski, Gustav: Höflein an der Thaya, wie es einmal war. 1965
Hörmann, Karl: Höflein an der Thaya in Vergangenheit und Gegenwart.
Laa 1982
Bezirk Znaim, Gericht Joslowitz
Straßenangerdorf 3046 ha, 182 m ü.d.M.
Flurnamen: Wiesen, Kuhweiden, Schafweiden, Mittagsweiden, Teilungen, Halblehen, Zeiselberg, Teilungberg, Rotes Kreuz, Gemeindeweiden.
Bodennutzung: Alle Getreidearten, Gemüse, Obst- und Weinbau, Mais, Rüben.
Jagd: Hasen, Rebhühner, Fasane, Bisamratten, Fischotter, Iltis, Marder, Füchse, Rehe.
Straßen, Plätze: Ortsstraße, Bahnhofstraße, Kirch- und Schulplatz, Marktplatz, Turnplatz.
Baudenkmäler, Einrichtungen:
Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt 1740/43 anstelle der abgebrannten älteren Kirche, renoviert 1840, 1909. 1917 werden 3 von 4 Glocken beschlagnahmt, 1920 werden zwei neue Glocken aufgezogen. Die 2 größeren werden im II.Weltkrieg requiriert. Eine Marienkirche ist schon für 1282 belegt. 1622 bis 1650 verwaist.
Friedhof, vergrößert 1926 und 1932.
Lourdes-Muttergottes, 1892.
Marienstatue, 1852, an der Straße nach Grafendorf.
Hl.Johannes von Nepomuk, 1722, seit 1921 an der Thayabrücke.
Hl.Philipp Neri neben der Kirchentür.
Hl.Florian, älteste Säule.
Hl.Rochus, 1823, erinnert an die Cholera-Epidemie.
Rotes und Weißes Kreuz an der Straße nach Tajax.
Kapelle an der Bahn, 1777.
Bildstock an der Grafendorfer Straße.
Steinkreuz nahe dem Meierhof.
Holzkreuz vor Laa.
Feldkreuze am Schinderacker, Rustenacker, am Sand.
Kriegerdenkmal, 1921.
Gemeindebücherei
Postamt mit Gendarmeriestation, 1923.
Bahnstation 1970, Neubau 1911.
Zollhaus, 1925.
Feuerwehrgerätehaus, Neubau 1930.
Armenhaus
Isolierstation
Elektrifizierung, 1937.
Schule: Volksschule, Anbau 1909 mit 3 Klassenräumen und Küche, fünfklassig; vierklassig 1909 (4. und 5.Jahrgangsstufe zusammengelegt), erstmals belegt 1630; 1807 katholische Trivialschule, Neubau 1815, 1828 und 1843 renoviert, 1858 vergrößert, zweiklassig; 1879 dreiklassig, 1889 vierklassig.
Kindergarten, 1930, ab 1938 in der tschechischen Schule, im Haus Gemeindeamt.
Gewerbe:
3 Meierhöfe (820ha): Höfleiner Hof, bis 1832 Dorfmitte, danach an Grafendorfer Straße, Verwaltung der 3 Höfe;
Anschauhof, 3 km Richtung Gtrafendorf;
Annahof 1850, an der Laaer Straße.
Dampfmolkerei
Mühle, 1935.
Ziegelei
Ausgedehnte Teichwirtschaft bis zur Thayaregulierung 1830.
5 Gasthöfe, 8 Kolonialwarenhandlungen, Zuckerwarengeschäft, Uhrmacher, 4 Fleischhauer, 4 Bäcker, 5 Schmiede, Schlosser, 4 Tischler, 4 Wagner, 5 Friseure, 8 Schneider, 4 Schneiderinnen, 2 Hebammen, Weißnäherin, 3 Dachdecker, 4 Maurer, 2 Zimmerer, Gärtner, 20 Schweinehändler, 2 Stechviehhändler, Pferdehändler, Kalkhändler, 2 Fuhrwerkunternehmen, 2 Holz- und Kohlehandlungen.
Vereine:
Veteranenverein 1875, nach 1918 Verein gedienter Soldaten.
Gesangsverein, 1890.
Kirchenchor
Katholischer deutscher Mädchenbund, bis 1938.
Freiwillige Feuerwehr, gegründet als Turnerfeuerwehr, 1893.
Turnverein, 1915.
Spar- und Darlehenskassa
Molkereigenossenschaft