
Dr. Karl Renner
Österreichischer Bundespräsident
1870 Untertannowitz - 1950 Wien
Dr. Karl Renner, am 14. Dezember 1870 in Untertannowitz geboren, wurde er nach Studien am Gymnasium in Nilmlsburg und an der Universität Wien zum Doktor der Rechtswissenschaften promoviert. Er war Staatsbibliothekar der Reichsratsbibliothek, gehörte als sozialdemokratischer Abgeordneter der Volksvertretung des alten Österreich und der ersten Republik an und war 1918-1919 Leiter der Staatskanzlei. Ob er damals als Staatskanzler alles in seiner Macht Stehende getan hat, um die kampflose Überlassung Deutsch-Südmährens durch rasche Aufstellung neuer Truppeneinheiten zu verhindern, mag dahingestellt bleiben. Laut der im Nachlaß des am 20.Feber 1979 in Wien verstorbenen Generals Karl Bornemann vorgefundenen Aufzeichnungen hat er sich diesbezüglich gegen seine Parteikollegen, nämlich seinen damaligen Unterstaatssekretär im Staatsamt für Heerwesen Dr. Deutsch, der dem linken Flügel der Sozialdemokratischen Partei angehörte, und gegen den damaligen Oberst und späteren Bundespräsidenten Theodor Körner, die beide für die Aufstellung von Volkswehren auf Söldnerbasis unter Soldatenräten eintraten, nicht durchgesetzt. Die zeitgerechte Verabschiedung eines entsprechenden ‚Kehrgesetzes wurde durch Deutsch verhindert; wahrscheinlich im Einvernehmen mit Körner und General Boog, der als Oberbefehlshaber seit 18.November 1918 immer wieder den Befahl gab, bei Zusammentreffen mit tschechischen Verbänden keinen Widerstand zu leisten. Es dürfte bisher ungeklärt sein, in wessen Auftrag Boog diese Befehle gab. Vielleicht hätte die neugebildete deutschösterreichische Regierung bei einer Verteidigung der durch den Waffenstillstandsvertrag berechtigten Gebietsansprüche in DeutschSüdmähren eine andere Entscheidung in St.Germain bewirken können.
Renner war in der ersten Republik nach seinem Ausscheiden aus der Regierung Mitglied und zeitweise auch Präsident des Nationalrates. Nach dem 2.Weltkrieg war er Leiter der provisorischen Regierung und ab Dezember 1945 bis zu seinem Tode am 31.Dezember 1950 Bundespräsident. Renner veröffentlichte schöngeistige Werke, politische Schriften und seine Lebenserinnerungen „An der Wende zweier Zeiten“. Nicht ganz verständlich mutet einen jedoch seine eines Südmährers Ausdrucksweise in seinem als Staatskanzler 1945 geschriebenen Bericht über „Drei Monate Aufbauarbeit der provisorischen Staatsregierung der Republik österreich“ an. In dem Kapitel „Das Staatsgebiet, Überflutung durch Fremde“ schreibt er u.a.. …“Von Norden her, aus der Tschechoslowakei, sollen laut Bericht der Sicherheitsdirektion nach Niederösterreich allein an die 300.000 deutschsprechende Tschechoslowaken in primitivster Kleidung, ohne Geld, ohne Nahrungsmittel, kurz als Bettler, ins Land gekommen sein. Die Regierung verfügte über keine ausreichende Polizeimacht und über gar keine Grenzwache, um diesen Zustrom zurückzudämmen. Dem Vernehmen nach sind auch nach Oberösterreich nicht weniger deutschsprechende Tschechoslowaken eingebrochen. Nach Wien haben sich rund 18.000 eingeschlichen.“