Woran konnten sich die damals Vertriebenen halten? Sie waren entrechtet und enteignet worden und durch die Misshandlungen der Vertreibung auch psychisch schwer verletzt. „Vereintes Europa“ war da ein visionäres Stichwort, das Hoffnung gab, dass wenigstens die westlichen Staaten zuverlässigen Frieden schließen würden. In der Politik der jungen Bundesrepublik wurde ein „Friedensvertrag“ diskutiert. Doch konnte ein solcher ohne Ausgleich, ohne Schuldbekenntnisse unterzeichnet werden? Mussten nicht wenigstens die Beneš-Dekrete, welche die Vertreibung legitimieren sollten und noch immer gelten, aufgehoben werden?
Der Lastenausgleich brachte ab 1952 erste Kapitalhilfen für einen Neustart, der Wirtschaftsaufschwung der 1950er Jahre brachte Arbeitsplätze und Auskommen für die allermeisten. Nun galt es, sich baldmöglichst als Schicksalsgemeinschaft zu vernetzen: Zu einem ersten Treffen der Znaimer kamen am 8. September 1947 fast 10.000 Personen. 1949 trafen sich die Südmährer erstmals in Geislingen. In diesem Jahr erschienen auch die ersten Hefte der Zeitschrift „Der Südmährer“ und das „Südmährische Jahrbuch“, die seitdem regelmäßig aus Geislingen/Steige verschickt werden. Geislingen hat 1953 die Patenschaft für die Südmährer und Südböhmen übernommen, seitdem fühlen sich die Besucherinnen und Besucher der jährlichen Treffen hier wohl und in neuer Gemeinschaft angekommen.